Freie Software an der abk-

Test. Zu Beginn etwas allgemeiner. Die vier Aussagen haben im Kern weniger den Konflikt zwischen proprietärer und quelloffener Software, sondern mehr zwischen Hobby-Entwicklung und professioneller Entwicklung. Das wollen wir im Folgenden darstellen.
Außerdem unterscheiden wir zwischen "open-source" und "freie Software". "open source" bezeichnet Software, deren Quellcode zwar öffentlich einsehbar ist, aber evtl trotzdem einer proprietären Lizenz unterliegt. "Freie Software" bezeichnet Software, deren Quellcode öffentlich einsehbar ist und deren Lizenz die "4 essenziellen Freiheiten" bietet und unter einer freien Lizenz zur Verfügung gestellt wird. Mehr Infos dazu hier: https://www.gnu.org/philosophy/free-sw.de.html

1. Open-Source Software ist unsicher, weil sie von einzelnen, unbezahlten Personen entwickelt wird. Irgendwann suchen sie sich ein richtigen Job und geben das Projekt auf.

Sicherheitslücken entstehen, wenn Software nicht weiter unterstützt, also liegengelassen wird. Das gilt für freie quelloffene Software genauso, wie für proprietäre Software. Software hat grundlegend immer das Problem, dass sich Hobby-EntwicklerInnen, sowie professionelle EntwicklerInnen gegen die Weiterentwicklung und Wartung ihres Projektes entscheiden können. Das ist unabhängig von freier quelloffener Software und proprietärer Software.
Freie quelloffene Software hat einen entscheidenden Vorteil: Der Quellcode kann und darf überprüft, kopiert und weiterentwickelt werden. Bei proprietärer Software untersagt die Lizenz genau das in den allermeisten Fällen. Noch dazu kann der Quellcode nicht öffentlich eingesehen werden. Also keine Chance ein proprietäres, veraltetes Projekt wiederzubeleben und zu verbessern - freie und quelloffene Software kann dagegen wiederbelebt und verbessert werden. Der wirtschaftliche Aspekt spielt natürlich auch eine Rolle. Freie quelloffene Software kann als Hobby starten und sich in ein größeres Projekt entwickeln, was Jobs mit Bezahlung bietet. Muss es natürlich nicht. Einige Projekte sind seit Ewigkeiten Hobbyprojekte, die von einer weltweiten Gemeinschaft an EntwicklerInnen gestaltet werden. Andere freie und quelloffene Softwareprojekte starten gleich von Beginn an, als kommerzielles Projekt und werden von großen Firmen betreut. Proprietäre Software hingegen hat in den meisten Fällen ein kommerzielles Interesse und wenn das Projekt keinen Gewinn mehr abwirft, wird es eingestellt und ist damit für immer tot. Wie oben beschrieben, kann es dann auch nicht mehr von anderen Menschen weitergeführt werden.

2. Der Code für Open-Source Software wird aus einzelnen Stückchen zusammengewürfelt und wird gar nicht überprüft.

Diese Aussage ist im ersten Teil genauso für proprietäre Software gültig, die ebenfalls aus vielen Einzelteilen zusammengesetzt werden kann und zusammengesetzt wird. Quelloffene Software bietet hier wieder den entscheidenden Vorteil der Überprüfbarkeit.

3. Open-Source Software wird gar nicht in der Arbeitswelt / von Profis eingesetzt.

Freie quelloffene Software und Open-source Software ist in der Arbeitswelt schon deutlich länger in Verwendung, als bei privaten NutzerInnen. Das Betriebssystem "UNIX" ist frei und quelloffen und dient als Basis für Linux, Android und MacOS. Große Firmen wie bspw. Google entwickeln sogar eigene freie quelloffene und open-source Software. Und immer mehr Firmen erkennen die Vorteile, wenn es z.B. um Lizenzrecht und die Anpassbarkeit an die eigenen Bedürfnisse geht.

4. Open-Source Software ist unsicher, weil der Quellcode sichtbar ist.

Die Offenheit und Transparenz von freier und quelloffener bzw. Open-Source Software ist in diesem Fall ein Vorteil für die Sicherheit von Software. Der Quellcode kann, wenn er für alle sichtbar ist, unabhängig geprüft und von der weltweiten Gemeinschaft auf Sicherheitsprobleme gecheckt werden. Eine Software, die ihren Bauplan offen legen kann und trotzdem sicher ist, kann als wirklich sicher betrachtet werden. Eine Software, die ihren Bauplan verstecken muss, um sicher zu sein, birgt evtl. Schwachstellen, welche erst auffallen, wenn es schon "zu spät" ist.